Landwirtschaft: Schluss mit Schnitzel!

von Uwe (KL BW)

Bessere Tierhaltung und Klimaschutz im Agrarsektor: Ausgerechnet die viel gescholtenen Verbraucher:innen schicken sich an, der Politik bei diesen Themen die Butter vom Brot zu nehmen.

Fortschritt in der Landwirtschaft ist Millimeterarbeit. Als Riesenerfolg wird schon gefeiert, wenn Pestizide nicht sämtliche Insekten ausrotten, wenn statt geschlüpfter Küken schmerzempfindliche Embryos getötet werden und wenn in Ställen Kot und Harn direkt getrennt werden, damit klimaschädliche Emissionen durch Gülle reduziert werden.

Dabei ist den Landwirten der gute Wille nicht unbedingt abzusprechen. Skrupellose Gestalten wie Herrn Tönnies nehmen wir hier natürlich aus. Es sind die industriellen Großbetriebe und ihre Lobby, die dafür sorgen, dass Tierfolter subventioniert wird und dass wir in einem der wichtigsten Sektoren beim Klimaschutz kaum vorankommen.

Dennoch gibt es Hoffnung, denn die Verbraucher:innen schicken sich an, der Politik den Weg zu zeigen: Die Nachfrage nach klimaschädlich produzierten Fleisch aus Massentierhaltung sinkt stetig, das gilt insbesondere fürs Schweinefleisch. Schon haben große Handelsketten angekündigt, in Zukunft mehr Fleisch von Tieren aus besseren Haltungsformen anbieten zu wollen. Auch das ist ein kleiner Schritt, aber einer, der Hoffnung macht. Was die Landwirte jetzt brauchen, ist Planungssicherheit, denn die für eine gute Haltung erforderlichen Umbauten bringen enorme Investitionskosten mit sich.

Die Ampel mit Landwirtschaftsminister Cem Özdemir muss vieles besser machen. Denn es ist ein Skandal, dass Landwirten, die ihren Tieren mehr Platz geben oder gar komplett auf Bio umstellen wollen, nach wie vor mehr Steine in den Weg gelegt werden als sich auf einem Acker auf der Schwäbischen Alb finden. Die dringend nötige staatliche Unterstützung ließe sich locker finanzieren, etwa durch eine entsprechende Abgabe oder das Aufstocken der aktuell reduzierten Mehrwertsteuer für Fleisch. Aber bislang genossen Landwirte, die sich für Tier und Klima engagieren wollten, nicht das Wohlwollen, das hierzulande etwa der Autoindustrie entgegengebracht wird. Die Autowende wird subventioniert, die Agrarwende darf der Landwirt selbst managen. Immerhin, er bekommt jetzt Rückendeckung von den Verbraucher:innen.

Das Argument, diese müssten sich Fleisch weiterhin leisten können, greift ohnehin kaum. Eine Befragung im November 2021 ergab, dass jeder Zweite in Norddeutschland mehr für Lebensmittel bezahlen würde.

Wenn selbst bei Burger King jeder fünfte Whopper vegetarisch ist, wird klar: Fleischkonsum verdient ebenso wenig Subventionierung wie Rauchen oder Rasen. Ohnehin sprechen wir nicht von explodierenden Preisen, es geht nur um die Frage, ob ich jeden Tag Schnitzel essen will oder vielleicht nur ein- bis zweimal pro Woche. Oder eben gar nicht mehr, das Angebot an leckeren Alternativen wächst ständig und trägt zum Umdenken bei.

Längst fordert Greenpeace Anreize, den Konsum tierischer Produkte zu vermindern. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) macht Druck, damit die Nutztierhaltung neu aufgestellt wird. Ampel, höre die Signale: Die Zeit des hemmungslosen, klimaschädlichen Fleischkonsums ist vorbei. Verbraucher:innen und Landwirte, die dabei mit gutem Beispiel vorangehen, sollten unbedingt politisch unterstützt werden – wir sind dabei!

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